Montag, 28. Mai 2012

Gemeinsamkeit und Abschied

Hallo Ihr Lieben,
Gerade waren wir auf einer Überraschungs-Abschiedsparty für Bekannte, die nach Australien auswandern. Es war schön... und emotional. Merkwürdig, sich zu verabschieden und zu wissen, dass man sich "in natura" wohl nie wiedersieht...Auf dem Abschiedsbrief habe ich ein sehr passendes Gedicht ('ziehende Landschaft') von Hilde Domin geschrieben, einer Dichterin -mittlerweile verstorben- der ich einst begegnen durfte.
Weil ich heute seit Langem mal wieder in ihren Gedichten blätterte, hier eines davon:

Ich richte mir ein Zimmer ein in der Luft
unter den Akrobaten und Vögeln:
mein Bett auf dem Trapez des Gefühls
wie ein Nest im Wind
auf der äußersten Spitze des Zweigs.

Ich kaufe mir eine Decke aus der zartesten Wolle
der sanftgescheitelten Schafe die
im Mondlicht
wie schimmernde Wolken
über die feste Erde ziehn.

Ich schließe die Augen und hülle mich ein
in das Vlies der verläßlichen Tiere.
Ich will den Sand unter den kleinen Hufen spüren
und das Klicken des Riegels hören,
der die Stalltür am Abend schließt.

Aber ich liege in Vogelfedern, hoch ins Leere gewiegt.
Mir schwindelt. Ich schlafe nicht ein.
Meine Hand
greift nach einem Halt und findet
nur eine Rose als Stütze.
                         Hilde Domin
Diese Bekannten haben mich mit ihrer tiefen Gläubgkeit beeindruckt. Ich empfinde die Begegnung mit solchen Menschen, die völlig natürlich und offen über ihren persönlichen Glauben sprechen, sehr inspririerend,ermutigend und wohltuend.

Wem oder was fühlt Ihr Euch besonders verbunden? Ich finde es so schön, wenn man mehrere Bezugspunkte hat- es muss ja nicht nur ein Gefüge geben, dem man sich zugehörig fühlt. Wir haben unsere Familien, mit denen wir uns im Idealfall auch noch verstehen, wenn wir schon "flügge" sind (oder zu der wir eine ganz andere, neue Begegnungsart entwickeln), wir haben unsere Freunde, die zur "Wahlverwandtschaft" werden kann, weil wir uns ihnen geistig und emotional sehr nah fühlen.
Interessensgruppen, vielleicht sogar über neue Medien- Netzwerke international verknüpft, können uns begeistern und ein Gefühl der Gemeinsamkeit vermitteln.
Gerade an Pfingsten sollen wir erleben, wie der Geist uns zu einer Gemeinschaft macht.
Wie Paulus im zweiten Brief an die Philipper schrieb:
"Pfleget den gleichen Liebe-Willen;
fühlet eure Seelen innig vereint;
Seid auf en Zusammenklang eurer Gedanken bedacht!
Duldet nicht, dass eure Gemeinsamkeit durch Trennungssucht und Ehrgeiz verfälscht wird. In demütiger Bescheidenheit achte jeder den andern höher als sich selbst. Überwindet die Ich- Befangeneheit, durch die ein jeder nur sich selber sieht. Jeder strebe danach in seinem Ich offen zu sein für den anderen Menschen."

Viele liebe Grüße, *johanna*

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen