Freitag, 24. August 2012

Mein Urlaub Woche 1

zwölf Stunden Autofahrt. Übernachten. Fünf Stunden Autofahrt, dann trenne ich mich von meinen Lieben und fahre sechs Stunden mit dem Zug weiter:
atemberaubend schöne Landschaften, pittoreske Dörfer, schleichendes Bergankriechen durch die Karpaten.


Dann wird das Land flach und während die Sonne versinkt, nähern sich mein schwerer Koffer und ich der rumänischen Hauptstadt, Bukarest. Hier  werde ich Recherchen für mein Buch machen und meine gute Freunde bei ihren Hochzeitsvorbereitungen unterstützen.
Außentemperatur: 37 Grad, um 21 Uhr!

Den nächsten Tag verbringe ich ausschließlich in der Wohnung: ich bin vollkommen platt von den 2 Tagen Reise. Und. es gibt viel zu besprechen mit A., die nicht nur mit Schwangerschaftsübelkeit, sondern auch mit Hochzeitsvorbereitungen kämpft.
Ich bekomme als erste eine gedruckte Einladung zu ihrer kirchlichen Hochzeit- welche Ehre.

Am nächsten Morgen beginner ich meinen Streifzug durch die Stadt. Ich habe mich früh auf dem Weg gemacht, weil der Wettergott Hitze bereithält. Mein erstes Ziel, ein  Museum, ist wegen Renovierungen geschlossen. Eine dreiviertel Stunde umsonst herumgelatscht! Aber: auf dem Weg erreicht mich ein Anruf- ich habe eine "neue" kleine Nichte bekommen!!!!!!!! Willkommen!
Vor Freude mache ich mich beschwingt auf zu weiteren Hotspots auf meiner Liste. Erschöpft und erhitzt komme ich am Nachmittag wieder im Osten Bukarests an. T. hat mir versprochen, mich zu einem etwas abgelegenen Punkt auf meiner Rechercheliste  zu fahren. Auf dem Weg dahin zeigen mir die Beiden die Kirche, in der sie heiraten werden, das Hotel, das wir bewohnen, wenn wir aus diesem Anlass in die Hauptstadt zurückkehren, und den Palast, den sie für die Feier gebucht haben.

Wir verlassen die Stadt und fahren zu einem Kloster, das etwas außerhalb liegt. A+T wollen hier Einladungen für ihre Hochzeit verteilen, denn hier ist ihre religiöse "Heimat", der Priester ihr Beichtvater.
 


Nach dem Gottesdienst: großes Hallo und Freude über die Anwesenheit von T. und A. Der Patriarch lässt in herrischer Manier die diensteifrigen Damen springen, um Essen für uns zu richten.  Einglück ist er ansonsten witzig und nett, sonst hätte er meine Sympathie schon vor dem Vorstellen verspielt...
" die orthodoxe Frau weiß, dass sie die Nummer Zwei ist" habe ich am Abend zuvor in der religiösen "Klolektüre" von A.+T. erfahren. Der Ton des Patriarchen und die duckmäuserische Eifrigkeit der anwesenden Weibchen lässt daran keinen Zweifel.

Meine Freunde fahren über das Wochenende weg- ich darf ihre Wohnung ganz für mich alleine haben.
Die Nächte verbringe ich mit geöffneten Fenstern und hochgebunden Haaren bei möglichst wenig Kleidung auf der leicht schrägen Sofafläche im vollgestopften Wohnzimmer der 2 -Zimmerwohnung. Trotz des leichten Luftstroms, der zusammen mit fernem Großstadtlärm hereinweht, ist regelmäßiges Nassgeschwitztsein nicht zu vermeiden. Ich zweifle daran, dass das Termometer nachts unter 30 Grad sinkt.

Tagsüber steigt es bedenklich. Am nächsten Tag habe ich bei 40 Grad wahrlich keine Lust, mich den Dämpfen schmelzenden Asphalts hinzugeben und suche eine nahe Mall auf.  Ich genieße die klimatisierte Kühle in den Hallen des Konsums und schwelge in den Angeboten des Sommerschlussverkaufs. Das erste mal seit 10! Jahren erstehe ich ein Paar Sandalen! Meine Fußkomplexe sind in den letzten Tagen kleiner geworden: hier trägt jede Frau Sandalen, egal wie hässlich die Füße sind... da können meine Knubbelzehen doch auch ein bisschen Frischluft atmen...
Für die Hochzeit kaufe ich pailettenbesetzte Pumps in Gold zum Preis eines Bechers Kaffee.
Leider nicht reduziert, aber eine Schwärmerei wert ist ein Kleid, das ich kurz darauf entdecke:
ich kaufe es, behalte es gleich an und krame auch die neuen Sandalen aus der Tüte. A. ist begeistert, als sie mich erblickt und ich fühle mich----gut! Wir feiern diesen Shoppingerfolg mit dekadentem Schlemmen bei Starbucks.
 


Das Wochenende: ich fühle mich ein wenig wie ein verlassener Hund. Stromere durch die leere Wohnung, ab und zu die Klimaanlage im Schlafzimmer anschmeissend, um im Wohnzimmer atmen zu könne... Nutze die Morgenstunden für Recherchen, die Nachmittage zum Schreiben, Schlafen, Fernsehen. Abends alleine weg zu gehen, habe ich keine Lust.
Ich ernähre mich nach der veganen Schonkost der letzten Tage fettig und ungesund. Miammmi.

Sonntagabend sind die Wohnungsbesitzer zurück, zusammen mit Printessa, dem Cockerspaniel, der bei Omi im Hitzeasyl war. Die nahende Hochzeit soll sie natürlich nicht verpassen und wird mit einem riesigen Filzkorb in den Flur verfrachtet. Ich bin ein rieeesiger Hundefreund und mag auch Printzessa,aber ihre Ausdünstungen sind bei diesen Temperaturen dem Wohlbefinden nicht zuträglich. Schon eine Woche 'rum? ich kann es nicht glauben!

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