Sonntag, 29. März 2015

STRESS

Auf einem Seminar zum Thema Konfliktmanagement machten wir folgende Übung: der Seminarleiter hieß alle Teilnehmer,sich locker im Raum aufzustellen und sich seinem Befinden nach zu positionieren. Im Zentrum des Kreises sei der Bereich, an dem man sich richtig pudelwohl und völlig souverän fühle, etwas weiter außen "ok". Je weiter man sich zur Peripherie bewegte,desto mehr Unbehagen, Stress, Überforderung sollte man damit ausdrücken.
 
Nun begann der Seminarleiter, verschiedene Szenarien zu erzählen und die Teilnehmer bewegten sich dem entsprechend durch den Raum. Die Geschichten begannen immer recht harmlos und steigerten dann ihr Stress-und Konfliktpotential, bis am Ende die meisten Teilnehmer ein deutliches Unwohlsein in der jeweiligen Situation hatten.
 
Diese Übung hat mir (uns) etwas sehr, sehr deutlich vor Augen geführt: jede Person reagiert in bestimmten Situationen anders. Wo der eine noch ganz entspannt ist, fängt für jemand Anderen schon wirklich Überforderung, Angst oder Panik an. Die selbe Person mag dafür in einer anderen Situation völlig entspannt reagieren.
 
STRESS IST ETWAS SEHR INDIVIDUELLES.
Dies dem Gegenüber zu zugestehen und zu akzeptieren ist essenziell- und eine denkbar schwere Herausforderung. Unverständnis, Ungeduld und unsachgemäßes Reagieren sind allzu leicht bei der Hand.
 
Wie kann man sich diese Diskrepanz zwischen Eigen-und Fremdempfinden vergegenwärtigen?Ich denke, am besten durch üben üben üben.
"Es gibt keine Methode. Es gibt nur Achtsamkeit." Krishnamurti
 
Im Prinzip hat Krishnamurti recht. Aber für die, welche doch mit "System" vorgehen wollen, aus unseren automatischen Reaktionen zu einem Bewusstwerden zu kommen: hilfreich ist dabei die Methode der "GFK" der Gewaltfreien Kommunikation.
Damit ist nicht gemeint, dass man immer und überall alles sezieren und analysieren muss. Aber die einzelnen Schritte separat anzuwenden, hilft oft, die Augen für den Gegenüber zu öffnen und für sich selber den Druck 'rauszunehmen.
 
Marshall Rosenberg, der Erfinder der GFK, verwendet dafür das sogenannte Giraffengeländer (die Giraffe, das Landsäugetier mit dem größten Herzen und einem guten Überblick steht in der GFK für Empathievermögen) .
Ich werde heute darauf nicht im Detail eingehen, wer möchte wird in der einschlägigen Literatur sicher fündig.
Nur soviel zum "Giraffengeländer": hier werden die Konflikteilnehmer erst um eine möglichst objektive Schilderung der Situation gebeten
(wieder frappierend, wie die verschiedenen Sichtweisen ein-und derselben Sachlage völlig auseinander gehen können).
Dann geht es darum, zu schildern, wie es einem damit ging (Gefühle). Anschließend versucht man, mitzuteilen, welche Bedürfnisse verletzt wurden (z.B. das Bedürfnis nach Rückzug, nach Verständnis, nach Gehör, Parteilosigkeit etc.) und welche Bedürfnisse man erfüllt haben möchte, um den Konflikt beilegen zu können.
Dazu spricht man im Anschluss eine Bitte an den Konfliktpartner aus. Eine Bitte ist kein Befehl! (das vergessen auch Eltern manchmal)
Der Unterschied besteht darin, dass eine Bitte freilassend ist, ob mein Gegenüber sie erfüllt. 
 
Bei Rosenberg fängt Gewalt übrigens nicht erst bei physischen Angriffen an, sondern bei allem, was Angst, Scham, Schuld, Nutzlosigkeit oder andere limitierende Gefühle auslöst.
 
“Gewohnheit versöhnt die Menschen mit jeder Gräueltat.” (George Bernard Shaw)
 
Es gibt dieses Zitat (Quelle: nicht eindeutig, am häufigsten als chinesisches Sprichwort deklariert. Ist nicht gerade mein Lieblingszitat, aber in diesem Kontext erscheint es mir passend:
Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden zu Worten. Achte auf Deine Worte, denn sie werden zu Handlungen. Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden zu Gewohnheiten. Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter. Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.
Wobei wir wieder bei der Achtsamkeit wären.
 
Ich sende Euch lichtvolle Gedanken! *Johanna*


 

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